Finnen sind rallyfahrer, schafe nicht

Litedalen und Eikesdalen. Tolle Rundfahrt, tollen kleine Seen, herrliche Gegend

24. Juli 2018
Ich wollte ja auf dem Hochplateau unterhalb vom Dovrefjell-Nationalpark und außerhalb vom Reinheimen-Nationalpark gesamt zwei Tage bleiben. Leider ist der Platz da oben aber derart überfüllt von Leuten (es kam ja gestern eine Wikingerfamilie zum übernachten dazu), dass ich mich entschlossen habe doch heute schon weiter in Richtung Kristiansund zu fahren. Als ich so die Landkarte studierte, fand ich eine tolle Strecke in ein Tal hinein, dass ich noch nicht kenne. Genauer gesagt ist es sogar eine Rundstrecke, die mich ein Tal hinein führt (Litedalen), dort weiter zu mehreren Stauseen dann zur Hütte „Aursjøhytta“ und das Tal „Eikesdalen“ wieder zurück auf die Hauptstrasse führt. Im Eikesdalen sind zwei, drei Campingplätze eingezeichnet, wo ich dann übernachten wollte.

Die Fahrt bis zu der „Rundfahrt“ war vom Wetter her noch superschön. Je näher ich aber dem Litedalen kam, umso schlechter wurde es. Hinein in das Tal führt eine ganz schmale Straße, die noch geteert ist. Sobald es dann aber aufwärts geht, ist es eine weiterhin schmale nun aber unbefestigte Straße. Für Hildar genau gar kein Problem. Habe den ECO-Modus ausgeschalten und Hildar ist da hinaufgekrakselt wie ein rumänischer Wildkater der endlich zeigen darf, was er kann.
Noch habe ich nicht wirklich viel über das Tal nachgelesen. Aber es ist so um 1910 rum mit der ersten Industialisierungswelle in Norwegen etwas erschlossen worden. Scheinbar ist da sogar eine Eisenbahnstrecke bis zum Stausee rauf gebaut worden. Die Trassenführung ist an ein-, zwei Stellen noch zu sehen…

Kurvig ohne Ende, maximal 20 km/h und doch viel Gegenverkehr in allen Größen kam mir auf der Straße entgegen. Zuoberst sind schon viele Hütten von Norwegern, somit kein Wunder für den Verkehr. Aber auch wirklich große Camper sind mir entgegen gekommen. War ab und an gar nicht so leicht, zwischen den rumliegenden Schafen und den Campern den eigenen Weg zu finden.

Wieder runter ins Eikesdalen ist absolut sehensert. Steil, teilweise nur grad mal drei Meter breit und heftig kurvig ist es wieder runter gegangen. Oben auf der Höhe hat es dann angefangen zu regnen und heftig windig war es auch. Dafür aber eben beim runterfahren superspezial. Habe hier einige Fotos gemacht, die Gegend ist einfach traumhaft.
Gleich wenn das Tal drinnen beginnt, wäre der erste Hinweis auf freie Hütten gewesen. Hätte ich mal nur besser gleich dort gefragt, aber egal, hab es auch so gut getroffen. Die zwei-, drei Plätze raus aus dem Tal sind alle so komisch gewesen. Viele Dauerwohnmobile und kein Mensch rum. Die Rezeptionen alle komplett verwaist nur mit dem Hinweis, ruf halt an, wenn du was wissen willst… Bin dann doch lieber ganz raus aus dem Tal gefahren.
Ha, und da habe ich ihn dann wieder erkannt. Der Campingplatz, wo wir 2016 mit Andy, Sabrina und Düse schon mal waren. Der Platz hatte eben die supertolle Hütte und das Beste war aber die Sanitär-Anlage. Für das Duschen mussten wir damals nichts bezahlen, nur halt aufräumen. Und da wurde in der Dusche und im WC auch noch anständige Musik gespielt. Gesehen und sofort gewusst, da geh ich hin.
Wie auch beim letzten Besuch, sahs der Campingplatzbesitzer mit seiner Frau vor seinem Haus. Ich bin sofort mit Hildar vor die Schranke gefahren, ausgestiegen und mit einem Grinser im Gesicht auf die beiden zugerannt. Nach einer kurzen Erklärung von mir, dass ich hier schon mal übernachtet habe, diesmal aber alleine bin und auch gerne wieder übernachten würde, schmunzelte der alte Herr nur. Er meinte, dass das so einfach nicht mehr sei. Sie haben nämlich seit 2016 eigentlich den Platz dicht gemacht. Man sah es ihm aber auch an, der Herr freute sich einfach nur mehr, nun in der Pension zu sein. Allerdings gestaltete sich das zusperren vom Campingplatz aufgrund der vielen Dauercamper nicht so einfach. Viele sind zwar weggezogen aber zwei, vier so Camper hätte er immer noch. Entsprechend dessen hätte er mir auch noch eine Hütte, wenn ich möchte. Natürlich wollte ich. 300 Kronen und ich bin in eine kleine gemütliche Hütte gezogen ;-). Voll spezial würde Onkel Andy meinen.

Ach ja. Wenn ihr irgendwo in einer Zeitung lesen sollte, dass ein finnischer VW-Transporter und ein Schaf in der Nähe der Aursjøhytta vermisst werden … ich kann nichts dafür!
Wenn der Finne auf der schmalen Schotterpiste nur halbwegs normal gefahren wäre, dann hätte er nicht zuerst dem Schaf und dann mir ausweichen müssen und wäre sicher nicht den Abhang hinunter. Und ich hätte dann sicher auch keinen Schrecken bekommen und das Schaf nicht zusammengefahren. Ich habe das Schaf dann dem Auto hinterher den Abhang hinunter geworfen, stimmt schon. Aber nur, weil es sonst auf der Straße liegen bleiben würde und wahrscheinlich nochmal überfahren worden wäre.



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