Winkingerschiff und altes brot

Ein Kuli der nicht mehr schreibt und auf der linken Seite der Straße fahren nur die Engländer

6. August 2018
Heute habe ich von Claudia gleich zwei neue Dinge gelernt.
1. Altes Brot
Hat jemand von Euch altes Brot im Kasten, unter dem Bett oder evtl. in einer Jacke noch rumliegen? Wenn ja, dann hab ich heute gelernt, wie man das noch super verwerten kann. Es ist ja so. Immer wenn ich mit Onkel Andy im Urlaub war, hatte ich das Problem, dass ich altes Brot wegwerfen wollte und mich Onkel Andy deswegen immer voll zusammengeschissen hat. Aus gutem Grund, keine Frage. Trotzdem, das alte Brot drei Wochen rund um Norwegen zu schleppen, um es dann mit nach Hause zu nehmen … auch blöd. Jetzt habe ich aber die perfekte Lösung von Claudia präsentiert bekommen. Es braucht dazu nur etwas Salz, Pfeffer, einen Suppenwürfel (oder zwei) und Eier so viel halt grad da sind. Das Brot wird in kleine Würfel geschnitten und in eine Umrührschale geworfen. Die Eier werden aufgeschlagen und unter Beigabe von Salz und Pfeffer (nicht zu viel) verrührt. Diese Masse wird dann in einer Pfanne solange verrührt, bis die Dinger hart sind. Fertig! Die perfekte Suppeneinlage!!! Eben eine Suppe mit den Suppenwürfeln noch dazu und einfach genial!!!

2. Kuli der nicht mehr schreibt
Mit dem Feuerzeug oder einem Streichholz, einfach die Spitze vom Kuli anheizen. Kurz vor der Kuli Feuer fängt, die Flamme weggeben und gut ist. Der Kuli schreibt wieder ;-).

Heute sind wir vom Campingplatz bis rauf nach Kristiansund auf die Hütte „Imarbu“ gefahren. Ihr könnt Euch vielleicht daran erinnern, da war ich vor zwei Wochen schon mal. Volltreffer. Die hat allen wirklich gut gefallen. Sogar Düse brachte vor Staunen seinen Mund nicht mehr zu und den Mund offen hat er normalerweise nur beim schlafen.

Bei der Fahrt haben wir heute Pärchen gebildet. Düse durfte mit Claudia im Adolf fahren und Claudia mit mir im Hildar. Aufgefallen ist dabei, dass Claudia das Thema „Vorrang“ nicht so ganz genau kapiert hat in der Fahrschule. Jedenfalls hat sie einen alten Wikinger (mit Hänger) derart in Bedrängnis gebracht, dass dieser sich dazu genötigt fühlte, eine Vollbremsung hinzulegen. Die Reaktion von Claudia:“Warom hupat der Hirsch jetzt aso? Sind doch no gute zwanzg Metar gsi!“. Die Reaktion von Düse, der auf dem Beifahrersitz gesessen ist:“I gloub i krig an Herzlar“.
Auch aufgefallen ist, dass Claudia der Meinung ist, die Straße gehört ihr alleine. Zugegeben Hildar sieht von vorne schon recht protzig, breit und schwer aus. Das ist aber noch lange kein Grund immer genau in der Mitte der Straße zu fahren und bei Linkskurven sogar auf der linken Spur einzulenken. Wenn ich mich da an Onkel Andy erinnere, fällt mir dazu nur ein, dass er zwar immer rechts gefahren ist aber halt jede Kurve zu einer Ecke gemacht hat.

Als wir auf der Hütte angekommen sind - Adolf und Hildar waren in sehr guter Verfassung - stellten wir fest, das abgesehen von einem DNT-Sheriff noch ein deutsches Pärchen auf der Hütte war. Wobei „auf“ der Hütte so nicht ganz gestimmt hat. Die beiden doch schon etwas älteren Jahrgänge, räkelten sich splitternackt direkt vor der Hütte in der Sonne. Erst als sie uns bemerkt haben, zog der Bayer seine Unterhose an und stand dann unvermittelt eben nur mit der Unterhose bekleidet in der Stube von der Hütte. Mit kräftiger Stimme meinte er, dass wir herzlich willkommen seien auf der Hütte, das gesehene aber bitte sofort vergessen mögen.
Dieses Bild einer komplett von oben bis unten volltätowierten, splitternackten Frau wird mich trotzdem die nächsten paar Tage in meinen Träumen verfolgen. Wie es den Claudias dabei gegangen ist, weiß ich nicht ganz genau. Aber aus der Beobachtung von Claudia heraus und ihrer Aussagen: „Wow, endle amol an geile Kerle“, vermute ich, dass evtl. heute Abend noch ein Zickenkrieg ausbrechen wird. Weil die andere Claudia hat nämlich darauf geantwortet: „Vorsichtig gea!!! Dünnes Eis, dünnes Eis!!!“

Als wir dann später unsere mitgebrachten zwei Kilo Lachs, fünf Gramm Reis und einen Kübel voll Zitronen gegessen hatten, habe ich Claudias und Düse den zur Hütte gehörenden Bootsschuppen aufgesperrt. Die schauten nicht schlecht, als sie darin zwei zehn Meter lange Winkingerschiffe samt Ruder, Anker und so gesehen haben. Ratet mal, wer dann auf die Idee gekommen ist, die Schiffe im Fjord auszuprobieren? Falsch. Nicht ich, sondern "der-sich-am-Großklockner-den-Zinken-verbrannte-Zwerg-Düse".
Gesagt, gerudert. Raus mit dem Schiff, rein in die Rettungsschwimmweste (Düse seine hat ihm gar nicht gepasst, die war zu groß) und ab in den Fjord. Jetzt sind die Wilden doch glatt um zehn Uhr nachts, noch mit dem Schiff raus und haben eine Runde gedreht. Die spinnen die Wälder und Kehleggar, aber gut. Es hat ihnen allen super gefallen.

Ach ja, Düse hat beiden Mädels heute bei einer Fähre auf die wir warten mussten, ein Stengeleis bezahlt. Der Schleimer hat sich dadurch derart beliebt bei den Mädels gemacht, dass gleich beide gemeint hatten, sie würden lieber mit Düse im Auto fahren.
Erst als ich Claudia mit einem Softeis überrascht habe, standen die Dinge für mich wieder so ... wie sie sein sollen.



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