Wir sind heute weiter in den Norden gefahren und haben dazu ganz viele Kilometer und Stunden gebraucht. Die E45 ist wirklich großartig zum Fahren. Die geht manchmal nach rechts, manchmal nach links. Voll genial wird es, wenn sie nach unten oder oben führt. Manchmal, aber nur manchmal, sind auch Kombinationen davon dabei. Rudi hat jedenfalls so eine Gaudi gehabt, dass er bei den vielen Kreisverkehren immer eine Ehrenrunde gedreht hat.
Was auch wunderschön zum Fahren war, sind die sehr langen Geraden. Gefühlt sieht man bis zum Horizont und oft waren wir da ganz allein, das ist schon wirklich sehenswert gewesen.
Ansonsten ist am heutigen Tag nicht viel passiert. Halt bis auf die zwei Schweden, die – unabhängig voneinander – es auf uns abgesehen haben.
Wir sind mit einem neonroten Schild darauf hingewiesen worden, dass die nächsten 50 km Belagsarbeiten gemacht werden. Bedeutet, dass sie einfach Stücke aus der Straße rausschneiden und die dann irgendwann wieder füllen. In der Zwischenzeit sind das halt so richtige Absätze in der Straße. Und wenn man über die zu schnell rüberfährt, dann meint zumindest unser Lungenkranke Bulli T5: „Aua, das geht voll auf die Federn…“.
So wird es auch dem einen Schweden gegangen sein, der mit 1000 Sachen dicht vor uns hergefahren ist. Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, warum der seinen Anker derartig schnell und hart geworfen hat.
Rudi konnte grad noch – mit einem beherzten Tritt auf das Bremspedal – schlimmeres verhindern.
Als ich dann meine Nase von der Windschutzscheibe geschält habe, meinte er zu mir: „Des isch an Spinnar gsi gea!? Du hätsch’as abr so gnau ou nid aluoga müossa!“…
Wir sind dann dem Schweden mit etwas mehr Abstand weiter gefolgt. Der hat dann kurze Zeit später einen Kollegen von sich getroffen. Einen, der bei der Straßenwacht arbeitet. Zumindest ist er in sein einem Auto gesessen. Gelbe Lichter auf dem Dach, aber keines war eingeschaltet. Deutlich konnten wir von hinten auch die Abdeckungen von den Blinkern sehen. Aber auch da war kein Blinker gesetzt.
Und trotzdem wurde der Kerl immer langsamer, bis er – ganz unmotiviert und mitten in einer Rechtskurve – stehen geblieben ist.
Dem vor uns fahrenden Schweden, war das wohl zu blöd, der ist im Schritttempo an dem Auto vorbei und hat gehupt wie ein Rohrspatz. Rudi natürlich direkt hinterher. Leider hatten wir dann noch Gegenverkehr auch noch und mussten direkt neben dem Straßenwachtauto stehen bleiben. Zu dritt in einer Kurve!!! Heftig! Rudi hat sich darauf konzentriert, den Außenspiegel nicht an den Gegenverkehr zu verlieren. Ich habe während dessen das Fenster runtergelassen und hab den Straßenwachtschweden ganz böse angeschaut. Als auch er dann die Scheibe runtergelassen hat, meinte ich zu ihm: „Also ihr Schweden spinnt doch alle a klä! Du kasch doch nid einfach in anar Kurva stohbliba! Bisch du d Brüdar vo dem vordara Schwede? Odr isch Vollmond und ihr händ eu zufällig do troffa?“.
Auf dem Campingplatz angekommen, machten wir unser Sonntagsbier auf und zählten die japanischen Speckkäfer, die sich in Selbstmordabsicht auf unsere Nummerntafel geworfen haben. Es waren ganz genau zirka 63.